Lynsey Addario – Jeder Moment ist Ewigkeit – Als Fotojournalistin in den Krisengebieten der Welt

(ke) Schon mit dreizehn Jahren bekommt Lynsey ihren ersten Fotoapparat und ist begeistert. Doch es wird noch einige Jahre dauern, bis aus der Amateurin die international anerkannte Fotojournalistin wird, die für Associated Press, die New York Times, den National Geographic und das Time Magazine arbeitet.

Zunächst studiert die 1973 in den USA geborene Lynsey internationale Politik und Wirtschaft und reist in viele Länder. Mit politischen Fotos beginnt sie in Argentinien, wo sie Augenzeugin der Demonstrationen der „Madres de la Plaza de Mayo“ wird. Sie will die Proteste der Mütter, die allwöchentlich die Aufklärung des Schicksals ihrer verschleppten Kinder einfordern, dokumentieren und beschäftigt sich deshalb verstärkt mit Fotografie.

Dieses und viele weitere Erlebnisse schildert die Journalistin, die schon vielfach ausgezeichnet wurde und 2009 mit ihrem Team der New York Times den begehrten Pulitzer Preis für internationale Berichterstattung erhielt. Sie fotografierte in Kuba, Indien und dem vom Erdbeben erschütterten Haiti. Sie fuhr nach Afghanistan, Irak, Libyen Somalia, Darfur, dem Kongo und Syrien und berichtete dort von den Kriegsfolgen, der Lage der ZivilistInnen und von sozialen Themen. Ihr Bericht erzählt von Tagen, an denen ihr „Mut keine Grenzen hatte“ und auch von solchen, an denen sie angsterfüllt aufwachte. Zweimal wurde sie entführt, überlebte einen schweren Autounfall und verlor beim Arbeiten Freunde und Kollegen, Fahrer, Dolmetscher und Kontaktpersonen.

Ist es das wert, fragt man sich vielleicht beim Lesen, das Arbeiten in einer Branche mit brutalem Wettbewerb und mit Einsatz des eigenen und fremden Lebens? Dazu Addario: „Ich glaube, dass es wichtig ist, dort zu sein und zu dokumentieren, was passiert, besonders wenn Zivilisten sterben oder Unrecht geschieht. Ich glaube, dass Journalismus fundamental ist für das Funktionieren einer Gesellschaft. Denn wenn Diktatoren oder überhaupt Menschen in Machtpositionen etwas Falsches tun, werden sie immer versuchen, es zu vertuschen.“

Die Tatsache, dass diese wichtigen Fotos gemacht werden, garantiert nicht, dass sie auch gedruckt werden und die Öffentlichkeit finden. Das hat Addario nicht nur im Irakkrieg erleben müssen.

Und wie lange lässt sich so ein Leben durchziehen? Seit Sohn Lukas da ist, sucht sich die Journalistin, die in London lebt, Einsätze, die weniger gefährlich sind. „Ich versuche, so sicher wie möglich zu leben, aber innerhalb dieses Rahmens die Arbeit zu machen, an die ich glaube! Ich bin nicht bereit, nichts aus meinem Leben zu machen.“ Ein starker Satz einer überzeugenden Frau.

 

(Eco 2016, 368 Seiten; weitere Bücher zu politischen Fotojournalistinnen finden Sie selbstverständlich auch im CID )

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