Resultate Workshops Young Voices for Equality

Über 30 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen Ende April an den Workshops und Diskussionen der Veranstaltung „Youth Voices for Equality“ teil, welche im Kontext des 100-jährigen Jubiläums der Einführung des universellen Wahlrechts in Luxemburg und der im Europawahlen im Mai stattgefunden haben Die Organisationen Voix de Jeunes Femmes und CID | Fraen an Gender organisierten die halbtägige Veranstaltung am 27. April, um jungen Menschen eine Stimme zu geben und ihren Meinungen, im Zusammenhang mit Geschlechtergleichstellung und Europa, Gehör zu verschaffen. Dabei konnten wir auf die wertvolle Hilfe von vier weiteren Organisationen, sowie der Schule Lycée Aline Mayrisch und Radio ARA (Jugendsendungen graffiti[1]), zählen.

Hier die Zusammenfassungen und Erkenntnisse der Workshops

Folgende Workshops wurden angeboten:

  1. Frauenstreik / 2020 Gründe zu streiken (moderiert von Line Wies und Milena Steinmetzer, Vertreterinnen der Plattform zum internationalen Frauentag / JIF 2019)
  2. Europa und Gender (moderiert von Tammy Schmit und Marc Schoentgen vom Zentrum fir politesch Bildung)
  3. Feminismus heute (moderiert von Marie Sophie Funck und Tilly Schaaf von Voix de Jeunes Femmes)
  4. Frauen in der Wissenschaft (moderiert von Jessie Thill und Sophie Rasqui von Golden Z)
  5. Europa und Partizipation (moderiert von Laura Zuccoli von der ASTI)

Während dieser Workshops haben die jungen Leute sich untereinander ausgetauscht und diskutiert. Dabei wurde nicht nur das große Interesse der Jugendlichen an den verschiedenen Themen deutlich, sondern auch ihr Wunsch sich aktiv gegen Sexismus und andere Diskriminierungsformen einsetzen zu wollen. Für viele Teilnehmer*innen ist unverständlich, wie Probleme, wie bspw. sexistische Werbung oder die starke Unterrepräsentanz von Frauen und Minoritäten in Entscheidungspositionen noch immer fortbestehen können.

Es folgt eine Auflistung der Themen und Ideen, welche von den jungen Erwachsenen besprochen und diskutiert wurden:

  • Gender-Marketing wird als Hindernis zur Erreichung der Geschlechtergleichstellung angesehen. Gegenderte Kleidung, Lebensmittel und Pflegeprodukte führen zu einer Verstärkung von Geschlechterrollenklischees.
  • Sexistische Werbung ist omnipräsent und trägt zur Reproduktion von Sexismus bei.
  • Alltagssexismus ist nach wie vor Ausdruck von strukturellem Sexismus und ein Hindernis für die freie Entwicklung von allen Menschen. (Bsp.: Eine Frau, die nicht Mutter werden will, sollte sich nicht rechtfertigen müssen. / „Catcalling“ sollte nicht mehr toleriert werden / Stopp mit geschlechtsbezogenen Doppelstandards).
  • Hausarbeit, Erziehungs- und Pflegearbeit wird zu einem großen Teil von Frauen wahrgenommen und bekommt nicht die Anerkennung, die sie verdient.
  • In Kinderfilmen herrscht ein großer Mangel an Diversität vor.
  • Der Lebenssituation und den Menschenrechtsverletzungen von LGBTIQ* Personen wird zu wenig Beachtung geschenkt.
  • Selbstbestimmung ist unumgänglich zur Erreichung von Geschlechtergleichheit: Wahl der Kleidung, bewegen im öffentlichen Raum, Recht auf Abtreibung, gratis Verhütungsmittel.
  • Die Bedeutung von Konsens in menschlichen Beziehungen muss gestärkt werden – insbesondere Konsens in sexuellen Beziehungen, einschließlich Verhütung.
  • Sexualisierte Gewalt, wie Vergewaltigungen, muss stärker in der Öffentlichkeit thematisiert werden.
  • Viele junge Frauen fühlen sich unsicher im öffentlichen Raum.
  • Die Errungenschaften von Frauen in der Wissenschaft seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind größtenteils unbekannt, was an der einseitigen Geschichtsschreibung liegt.
  • Die nationale Schulbildung sollte eine zentrale Rolle spielen gegen geschlechtsbezogene Diskriminierungen.
  • Entscheidungsträger*innen in Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft spielen eine zentrale Rolle zur Erreichung von Geschlechtergleichheit. Die aktive Bekämpfung von Stereotypen und die Einführung von Geschlechterquoten sind Mittel, derer Entscheidungsträger*innen sich bedienen sollten.
  • Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert.
  • Frauen und ihre Leistungen und Errungenschaften sind in der öffentlichen Wahrnehmung unterrepräsentiert, was Geschlechterstereotype reproduziert und zu sexistischen Vorurteilen beiträgt. Im Geschichtsunterricht, aber auch in der Presse müsste darauf geachtet werden, dass es zu einer ausgeglichenen Repräsentation der Geschlechter kommt.

Während sich durchaus Handlungsoptionen aus den eben genannten Themen und Aussagen ableiten lassen, wurden folgende ganz konkrete politische Forderungen ebenfalls von den Teilnehmenden formuliert:

  • Es sollte in jeder Schule und in jedem öffentlichen Gebäude genderneutrale Toiletten
  • Bei der Polizei sollte es Mitarbeiter*innen geben, die speziell geschult werden für den Umgang mit Betroffenen von sexualisierter oder häuslicher Gewalt.
  • Tampons und Binden sollten auf allen öffentlichen Toiletten kostenlos zur Verfügung stehen.
  • Verhütungsmittel sollten kostenlos sein.
  • Der Sexualkundeunterricht muss dringend überarbeitet werden.
  • In den Geschichtsbüchern müssen Frauen sichtbarer werden. Es müssen auch mehr Frauen in das Literatur- und Philosophieprogramm integriert werden.
  • Genderthemen müssen Teil des Schulprogramms werden.

Die Gleichstellung der Geschlechter wurde von keiner/keinem der Teilnehmer*innen als erreicht angesehen. Die Teilnehmenden haben sich mit vielfältigen Ebenen von Sexismus und Geschlechterungleichheiten auseinandergesetzt und quasi intuitiv nahezu alle großen Themen der aktuellen internationalen Gleichstellungsdebatten aufgeführt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind nicht nur gut informiert, sondern auch sehr interessiert am öffentlichen Leben. Die Politik wird als zentrale Instanz gesehen, um positive Änderungen vorantreiben zu können. Die Rolle der Bildung wird dabei als ganz wichtig angesehen. Aber auch die Medien und die Wirtschaft sind verantwortlich für das Voranbringen der Geschlechtergleichheit.

Während der Diskussionen wurde sehr deutlich, dass die jungen Leute einen scharfen und kritischen Blick auf die gesellschaftspolitischen Verhältnisse werfen un vor allem, dass sie die Exert*innen für ihre eigene Situation sind.

Die Organisatorinnen CID und Voix de Jeunes Femmes wollen Ihnen, den politischen Entscheidungsträger*innen und Einflussnehmer*innen auf die öffentliche Wahrnehmung deshalb ans Herz legen, die politische Partizipation von jungen Menschen aktiv zu fördern und sie in Entscheidungsprozesse mit einzubinden. Darüber hinaus wollen wir daran erinnern, dass Gleichstellungsthemen nach wie vor von zentraler Relevanz sind für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander, auch über europäische Grenzen hinweg. Das beweisen nicht zuletzt die Vielfalt an von den Teilnehmer*innen angesprochenen Themen.

Die Gleichstellung der Geschlechter und Chancengleichheit für alle müssen als transversale politische Querschnittsthemen ernst genommen werden.

 

[1] Die knapp halbstündige Sendung zur Veranstaltung „Youth Voices for Equality“ kann über folgenden Link angehört werden: http://podcast.ara.lu/blog/2019/05/03/young_voices_for_equality/

 

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