(ke) Marlene Streeruwitz‘ literarische „Lehrstücke“ präsentieren ihre Antiheldinnen und -helden genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie entdecken, wie sehr sie im Schlamassel stecken. Sie ziehen Bilanz, und klopfen erste Thesen ab: „Es war nicht wegen des Sex.“ vermutet Andrea S., die sich in eine komplett festgefahrene Partnerschaft verstrickt hat. „Es war nicht wegen des Alters.“ sagt sich die Universitätsprofessorin Auguste K., deren Institut die Abwicklung droht. Und auch Yasemina G. scheint einen Faktor ausschließen zu können: „Es war nicht wegen der Eltern.“! Danach folgt – jeweils eingebettet in die Erzählsituation – ein Monolog in der dritten Person. So kommt ein Baustein zum anderen, und schnell zeigt sich, welcher Art die Sackgassen sind, in denen sich die ProtagonistInnen befinden.
Von wegen: „Das wird mir alles nicht passieren…“, so Teil 1 des Buchtitels. Viele Situationen sind sehr vertraut: Es sind finanzielle und psychische Abhängigkeitsverhältnisse, Krankheit, Pflichtgefühl und erstarrte Solidarität. Am Anfang der Unglücksfaktoren steht häufig ein zu lange aufgeschobenes „Nein!“ oder „Warum eigentlich?!“
Das könnte depressiv wirken, tut es aber nicht, denn Streeruwitz liefert einen zweiten Titel: „Wie bleibe ich FeministIn.“ – ohne Fragezeichen! Damit stellt sie die Monologe in einen Kontext und bringt Bewegung ins Spiel: Ohne auch nur einmal (es sei denn, die Rezensentin hätte es überlesen) ihren HeldInnen das Wort Feminismus in den Mund zu legen, hat sie das theoretische Feld eröffnet, und interessierte LeserInnen beginnen nun zu kombinieren. Sie können einiges dabei entdecken.
Vor dem Hintergrund des Feminismus tritt an die Seite der von Abwicklung bedrohten Professorin nun eine zuvor ins Boot geholte jüngere Kollegin ins Blickfeld. Jetzt ist sie die Konkurrentin, die vielleicht über die besseren Erfolgsstrategien verfügt. Wie steht es um einen konstruktiven feministischen Blick auf Konkurrenz unter Frauen? Oder geht es doch ums Alter?
Ein weiteres Beispiel: Christian F., der seinen Monolog: „Es war nicht wegen des Geldes.“ eröffnet, erzählt seine Geschichte als Tischler. Seine Frau Bettina, eine „Botschafterstellvertreterin“, begleitet er über Jahre in verschiedenen Ländern und versorgt außerdem das gemeinsame Kind. Jetzt hat er sich endlich wieder eine eigene Werkstatt eingerichtet. Wie aber den guten Wiedereinstieg finden, ohne die Errungenschaften der Partnerin zu schmälern, ohne die alten Klischees zu bedienen? Wie aushalten, dass die Rollenaufteilung, auch wenn sie umgekehrt wird, untragbar ist? Wie einen weiteren Umzug verkraften?
Erfahrungswelten und Diskussionsstoff ausreichend also für viele feministische Reflexionen und auch Spielereien: Das Buch begleitend hat Marlene Streeruwitz eine interaktive Website entworfen, die sie „cross media experiment“ nennt. Das Funktionieren der Seite erschließt sich nicht auf den ersten Klick, es gilt aus der Schlagwörterwolke einzelne Begriffe auszuwählen. Doch mit etwas Geduld lassen sich Rezensionen, Seitenverweise und auch Fortsetzungen der Geschichten finden. Hier begegnen sich zum Beispiel Christian F. und die oben erwähnte Andrea S. bei den Weihnachtseinkäufen: Zitat: „(…) Sie lächelten einander an. Er nahm seine Einkaufstaschen. Ob sie mit ihm einen Punsch trinken wolle. „Ja.“ sagte sie. Das wäre eine gute Idee. Sie sollten Weihnachten feiern. Denn eigentlich habe doch keiner von ihnen das bekommen, was sie wollten. Wie sie das meine, fragte er. Nun, sagte sie, er wolle doch ein Ende und sie wolle einen Anfang und offenkundig hatte er einen Anfang bekommen und sie ein Ende. Aber sie habe zu Weihnachten ohnehin noch nie bekommen, was sie sich gewünscht hätte. Das träfe auf ihn auch zu, nickte er. (…) “ (www.marlenestreeruwitz.at) – Wie es scheint, noch kein Happy End …
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