Die neue Kinder- und Jugendbibliothek

Wir stehen in den Startlöchern und sind ein wenig aufgeregt…

…denn, das CID ist schwanger! In einigen Monaten hoffen wir auf die glückliche Geburt unserer neuen feministischen Kinder- und Jugendbibliothek.

 

Warum neu?

Eines der zentralen Ziele des CID war es, seit der Gründung 1992, Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sowie alle pädagogisch arbeitenden Menschen über unsere Bibliothek zu erreichen, um eine geschlechtersensible, von Stereotypen freie Bildung zu fördern. Colette Kutten, die Mitbegründerin des CID schrieb 2012 rückblickend „Der Vorstand war (und ist noch immer) der Überzeugung, dass ein Mentalitätswandel am besten durch eine Veränderung der pädagogischen Inhalte und Methoden zu erreichen sei.“ (Kutten 2012: 132).[1] Die bald nach der Gründung entstehende Bibliothek enthielt aus diesem Grund pädagogische Theorie und seit 1995 die Rubrik „mädchenfreundliche Kinder- und Jugendbücher“. Letztere sollten die tradierten Rollenvorstellungen aufbrechen und Mädchen und Jungen die Möglichkeit bieten, sich mit Helden und Heldinnen zu identifizieren, die nicht von geschlechtsspezifischen Vorstellungen eingeengt sind. (ebd.). Zu diesem Zweck wurde eine erste Liste mit Kriterien zur Auswahl der Bücher erstellt.

Der pädagogische Bestand wurde kontinuierlich aufgebaut und bald kamen andere Aktivitäten hinzu: Workshops, die Bücherkoffer, die Teilnahme am Rallye Citoyen, die Erstellung der KEK-Dossiers (Kinder entdecken Künstlerinnen und Komponistinnen) und viele andere Projekte. Zuletzt wurde CID immer öfter für pädagogische Aktivitäten und Büchertische angefragt und auch das Lesepublikum wurde jünger.

Nun freuen wir uns über eine richtig großzügige Finanzhilfe von der Stadt Luxemburg für den Ausbau unserer pädagogischen Aktivitäten – und das MIFA hat noch Mittel für die Infrastruktur dazu gelegt.

So konnten wir endlich eine Genderpädagogin einstellen, die, nicht nur nebenbei, sondern kontinuierlich, Workshops in den Schulen der Stadt Luxemburg durchführen wird (s. Angebot Schulworkshops). Und wir kriegen eine veritable, ansprechende und kindgerechte Kinder- und Jugendbibliothek mit neuen Regalen, schönen Spiel- und Sitzmöglichkeiten. Die zusammengequetschten, übervollen Regale mit unübersichtlicher Aufstellung gehören hoffentlich bald der Geschichte an.

Natürlich sind wir stolz, dem neuen Kind bewährte feministische Traditionen mitgeben zu können, viel Energie und engagierter Findegeist ist bis jetzt in die entsprechenden Buchrubriken geflossen. Heute bietet die Genderbibliothek in den Rubriken schulische und außerschulische Bildung mehr als 500 Titel, «Familie und Kinder» umfasst mehr als 230 Titel und die Rubrik Kinder- und Jugendliteratur mehr als 3200 Werke. Hinzu kommen pädagogische Zeitschriften und die vielen Werke in anderen Bibliotheksrubriken, die sich mit pädagogischer Perspektive den Themen Kunst, Musik, Medien und Kultur, Arbeit und Politik, Geschichte und Philosophie, Diversität – sexuelle und geschlechtliche Vielfalt nähern.

Eltern wachsen mit ihren Kindern…

Einige der Bücher und pädagogischen Materialien sind jedoch in die Jahre gekommen. Wir nutzen deshalb jetzt die Chance, mit der Hilfe von einem freiwilligen Expertinnenteam gründlich auszumisten. Drei engagierte Pädagoginnen mit kritischem Blick (siehe Foto), dabei auch Mitbegründerin Colette Kutten, sichten den Bestand: Sind die Bücher optisch in die Jahre gekommen? Sind sie divers und ansprechend, sind die Inhalte aktuell, sind wichtige Themen ausreichend repräsentiert oder enthalten die Bücher selbst Klischees? Welche neuen Werke sollten angeschafft werden, um die Lücken zu schließen?[2]

Diese Fragestellungen werden ergänzt um das Bemühen, eine klare, aktualisierte Systematik und Aufstellung zu entwerfen. Differenziertere Altersempfehlungen und thematische Aufkleber und aktualisierte Schlagwörter sollen bald das selbständige Stöbern und Finden vor Ort und im Netz vereinfachen.

Apropos vor Ort: Wo kommt der Platz her für das neue Geschöpf?

Wer im August vorbeigekommen wäre, hätte über Umzugskartons und Farbeimer klettern müssen und zwischen sich leerenden Ordnern und Archivkartons die eine oder andere Kollegin mit rotem Kopf angetroffen. Der Platz für die Kinder und Jugendbibliothek entsteht nämlich durch den Umzug der CID-Büros in die 4. Etage. Damit nicht genug: im großen Versammlungsraum wird ein sehr gemütlicher und kommunikativer Lesebereich geschaffen. Neugierig geworden? Kommen Sie bald vorbei und testen Sie das neue CID!

[1] In: Sonja Kmec (Hrsg.) Das Gespenst des Feminismus. Frauenbewegung in Luxemburg, gestern – heute – morgen. Marburg: Jonas Verlag, 2012)

[2] 2015 entwickelte Enrica Pianaro mit dem CID ein wertvolles Werkzeug: Die Handreichung mit Kriterien zur Auswahl von Büchern, die Stereotypen vermeiden und die realistische Reflektion einer toleranteren und vielfältigeren Gesellschaft darstellen[2]. Die auf zwei Seiten zusammengefassten Kriterien berücksichtigen «Über- und Unterrepräsentation», alltäglichen Rassismus, Genderstereotype und sexuelle Vielfalt (Pianaro 2015)

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