#16: Red Flag

Zielgruppe

Zielgruppen: Jugendliche ab 14 / Erwachsene

Thema

Sexuelle Belästigung erkennen

Zeitaufwand

ca vier Doppelstunden oder ein Projekttag (6 h plus Pause)

Material

Das Buch können Sie im CID entleihen oder die englische und deutsche Version des Leitfadens hier kostenlos herunterladen: https://periodbrussels.eu/guide/

[Triggerwarnung:
Die Einheit enthält Beschreibungen von sexueller Belästigung und sexuellem Missbrauch.
Das Buch kann gut allein gelesen werden. Es bietet sich jedoch an, das Buch mit Freund*innen in einem vertrauensvollen Kontext zusammenzulesen. Auch eine vertraute Jugendgruppe oder eine freigewählte AG im Rahmen eines Projekttages kann ein gutes Setting bieten.
Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, CEPAS oder Femmes en Détresse bei dieser Einheit hinzuzuziehen / bzw. im Vorfeld ein beratendes Gespräch mit ihnen zu führen.]

Beschreibung

It’s Not That Grey, by Sara Hassan and Juliette Sanchez-Lambert.

Dieser Genderdrop stellt ein sehr praktisches und kluges Werkzeug gegen sexuelle Belästigung vor:

Die inneren roten Warnleuchten blinken … schon wieder! Was zunächst ein ungutes Gefühl ist, muss nicht diffus bleiben. Vergessen wir nicht:

  • Sexuelle Belästigung folgt Mustern,
  • lässt sich analysieren,
  • braucht nicht in unaussprechlichen “Grauzonen” zu bleiben
  • und kann strategisch bekämpft werden – alleine oder mit Freunden.

Mit dem Leitfaden It’s Not That Grey helfen die beiden Autorinnen Sara Hassan und Juliette Sanchez-Lambert die Muster zu erkennen, der eigenen Urteilskraft zu trauen und handlungsfähig zu werden.

Es geht los mit den Belästigungs-Mustern:

Gleich zu Beginn wird klargestellt, dass es bei Belästigung nicht um Sexualität geht, sondern um Machtmissbrauch:

  • Menschen, die sexuell belästigen, nutzen häufig ihre Position aus, sie sind z. B. Chefs, Ärzt*innen, Profs und Lehrpersonal,…
  • Sie nutzen umfeldbedingte Situationen aus und zielen z. B. auf die “Neuen” in der Gruppe, indem sie ausnützen, dass die „Neuen“ noch kein sicheres soziales Netzwerk haben, keine Freundinnen / vertraute Kolleg*innen, denen sie sich anvertrauen können.
  • Sie nutzen gezielt gesellschaftliche Marginalisierungen: Trans-Personen, queere Personen, Personen mit Handicap, Schwarze und Persons of Colour sind überdurchschnittlich von Belästigung betroffen.
  • Sie verwenden rhetorische Taktiken, die die Verantwortung für die Taten umkehren sollen, wie “du hast doch mitgespielt“, ….
  • Sie steigern ihre Übergriffe – häufig in schleichenden Prozessen vom “netten Kerl”, der “harmlose” Komplimente macht, bis zum Übergriff

Vier auf tatsächlichen Erlebnissen beruhende Geschichten helfen beim Üben des Erkennens der Muster. Sie sind jeweils zweimal abgedruckt, einmal unkommentiert, um selber nach den Mustern zu suchen, ein zweites Mal mit Kommentaren der Autorinnen, die vergleichen und einordnen helfen.

Vorschlag für die Einzelarbeit
Das Buch eignet sich sehr gut zum Selberlesen bzw. zum Zusammenlesen mit Freund*innen (Reihenfolge der Kapitel frei wählbar s. S. 13).

Vorschlag für die Arbeit in Gruppen:
Die Moderation / Lehrperson stellt das Einleitungskapitel vor und erklärt, was eine Red Flag sein kann:   Jede Gruppe bastelt eine Red Flag, die später bei der Analyse der Beispiele aktiv eingesetzt werden kann. Danach können die Gruppen loslegen:

  • Sie suchen sich eine der Geschichten aus und versuchen selber zu analysieren, dann gleichen sie ihre Versionen mit der kommentierten Version und den Beispielen der Red Flags ab (S. 42-52).
  • Sie diskutieren über die Strategien, die uns helfen können, uns selbst und andere vor Belästigungen zu schützen, Verbündete und Unterstützer*innen zu werden. (S. 52 bis 69)

Vertiefung: Mythen aufbrechen:

Die Autor*innen der Broschüre schreiben:

Wenn wir Belästigung und Übergriffe wirklich strukturell bekämpfen wollen, braucht es eine Änderung der Kultur. Von klein auf trichtert uns die Gesellschaft gewisse Mythen über sexuelle Belästigung ein, die auf rape culture (einer Kultur, die Vergewaltigung verharmlost und normalisiert) und victim blaming beruhen (der Praxis, dass Betroffenen die Schuld dafür gegeben wird, dass ihnen Gewalt angetan wurde) ; -S. 78)

 Im Folgenden analysieren die Autor*innen genauer einige in der Gesellschaft oft verbreitete Mythen. “Das hast Du doch provoziert!”, “Bei uns gibt es das nicht!”, “Du hättest Dich doch wehren können!” . Dann  machen sie  Vorschläge, wie diese aufgebrochen werden können.

Jeweils eine Kleingruppe setzt sich mit einem der Mythen auseinander und diskutiert,

  • ob ihnen dieser Mythos, Spruch schon begegnet ist,
  • was sie dabei gedacht haben und warum damit den Opfern der Belästigung die Schuld zugeschoben wird (victim blaming) .

Anschließend fassen die Kleingruppen ihr Gespräch in einem Abschlusskreis für die anderen zusammen.
(Tipp: Zur Bildung der Kleingruppen kann es hilfreich sein, jeweils einen Mythos auf einen Zettel zu schreiben und dann die Zettel auf dem Boden zu verteilen. Die Teilnehmenden stellen sich dann zu dem Mythos, mit dem sie sich am ehesten auseinandersetzen wollen.)

Dieser Gender Drop lässt sich gut kombinieren mit Gender Drop: Nr 13 Catcalling (zu sexueller Belästigung im öffentlichen Raum)

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