Im Alter von 17 Jahren habe ich meine große Liebe kennen gelernt. Fünf Jahre später sind wir zusammen gezogen und im Jahr darauf eine Familie gegründet. Unsere beiden ältesten Söhne kamen im Abstand von 13 Monaten zur Welt und der Jüngste nach vier weiteren Jahren. Vor zwei Jahren hat mein Mann dann eine andere Frau getroffen, mit der er eine neue Familie gründen wollte.
Da ich immer vollberuflich in einer Bank gearbeitet habe und dies auch nach der Trennung weiter tue, geht es mir finanziell einigermaßen gut. Mein Problem ist das Zeitmanagement und meine zunehmende soziale Isolation. Ich habe einen strikt geregelten Alltag, der bereits morgens um halb sechs mit Aufstehen und Frühstückmachen beginnt. Dann wecke ich die Kinder, bereite sie für den Tag vor und fahre sie zur Kindertagesstätte, resp. maison relais. Gegen acht Uhr bin ich dann in der Bank. Nach der Arbeit erledige ich die Einkäufe, hole die Kinder ab, fahre nach Hause und bereite das Abendessen vor. Anschließend bin froh, wenn sich die Kinder selbst beschäftigen können. Gegen acht gehen sie zu Bett und ich räume auf und/oder erledige Bügelarbeiten. An den Wochenenden versuche ich für die Kinder da zu sein, mit ihnen zu spielen, Hausaufgaben zu machen und zu reden. Aber auch unerledigte Hausarbeit versuche ich abzuarbeiten. Die ganze Alltagsstruktur braucht viel Disziplin, Kraft und Energie. Da bleibt keine Zeit mehr für mich.
Ich merke, wie meine Kraft schwindet und ich mit den täglichen Verpflichtungen immer mehr ins Hintertreffen treibe. Außer meinen Arbeitskolleg*innen habe ich keine Kontakte mit Erwachsenen mehr. Ich wünschte ich könnte an den After-works teilnehmen, Kontakte mit alten Freund*innen wiederbeleben, spontan ausgehen oder mich mal wieder meinem Hobby, dem Malen, widmen.
Wenn ich für den gleichen Lohn weniger arbeiten müsste, könnte ich wieder ein aktiver Teil der Gesellschaft werden und die gewonnene Zeit für mich nutzen.
Forderung: Weniger Arbeitsstunden für gleichen Lohn
