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Ein sehr wertvoller Schatz liegt nach Aussage von zwei UniversitätsprofessorInnen im Cid-femmes: das MLF-Archiv und die Aufzeichnungen von drei Erzählcafés, die im Herbst/Winter 2007-2008 im Cid-femmes mit MLF-Frauen und –Sympathisantinnen durchgeführt wurden. Teile des Schatzes sind inzwischen „gehoben“ worden, und zwar von Nadine Geisler, Historikerin. Sie hat im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Luxemburg unter der Anleitung von Prof. Sonja Kmec die Mitschnitte aus den Erzählcafés ausgewertet und dabei die zuvor von einer Expertin katalogisierten Archivarien des MLF in ihre Masterarbeit einbezogen. So zeichnet sie ein Bild von der Frauenbewegung in Luxemburg, und zwar von ihrer Entstehung bis zu ihrer Institutionalisierung.
Diese Arbeit fügt sich in den Forschungsansatz „Oral History“ ein, dessen Grundlage das mündlich Erzählte ist (im Gegensatz zur Auswertung schriftlicher Quellen). In den Erzählcafés ließen die Frauen die aktive Zeit des MLF von 1972 bis 1992 unter gezielten Fragestellungen Revue passieren und bewerteten das subjektiv Erlebte aus einer gewissen zeitlichen Distanz heraus. Auch die Reaktionen und Infragestellungen anderer Frauen flossen hier mit ein. Nadine Geisler stellt fest:
„Die Betonung der meisten Frauen darauf, niemandem auf die Füße treten zu wollen, schwächt die Aussagen ab, und die heutige Sicht der Dinge verdeutlicht den zeitlichen Abstand der Geschehnisse. Auf der anderen Seite erhält die Geschichte des MLF durch die persönlichen Erlebnisse einen lebendigen Touch. Die persönliche und emotionale Dimension erlaubt es über das rein Faktische hinaus zu gehen. Und genau die subjektive Sicht hat mich interessiert: Das Subjektive bekam einen großen Stellenwert durch die Frauenbewegung. Sie hat damit angefangen, die Trennung zwischen dem Privaten und dem Politischen aufzulösen. Das hat mich motiviert, die Erzählcafés aufzugreifen, und davon ausgehend (zusätzlich) Interviews mit verschiedenen Frauen zu führen.“
Hervorzuheben in der Arbeit ist der Abgleich der mündlichen Quellen mit den schriftlichen Quellen des MLF-Archivs. So konnten Aspekte vertieft werden, die sich nicht in den schriftlichen Quellen finden, wie z.B. der Lesben-Hetera-Konflikt. Auch nimmt Nadine Geisler bei ihrer Analyse und Bewertung der Geschichte der Luxemburger Frauenbewegung Bezug auf die Geschehnisse und ihre Analyse im Ausland, insbesondere in Deutschland und Frankreich.
Die Masterarbeit stößt aber auch an Grenzen, denn es war für die Historikerin nicht möglich, jedes Thema, das den MLF betraf, zu analysieren und alle Aussagen einzubeziehen. So bleiben zahlreiche Aspekte in weiteren Forschungsarbeiten zu vertiefen, darunter das Thema der Frauen in den Gewerkschaften oder die Implikationen des MLF auf das Privatleben. Wie haben sich die Frauen als Person im Kontakt mit dem MLF entwickelt? Durch die gesammelten Erfahrungen und den Einfluss des MLFs haben viele Frauen eine andere Lebensweise angenommen, wie z.B. das Leben in einer Wohn- oder Frauenwohngemeinschaft, weil sie die Ehe als Unterdrückungsinstrument ansahen. Durch den MLF haben manche Frauen auch gelernt Sitzungen zu führen, Artikel zu schreiben, Zeitschriften zu publizieren etc. Der MLF bewirkte bei ihnen eine bewusste Lebensführung, was einen Einfluss auf Lebens- und Arbeitsprozesse hatte. Im MLF wurde den Frauen bewusst, welche Art von Sexualität sie ausleben wollten, sie lernten ihren Körper besser zu verstehen. All diese Themen werden in Nadine Geislers Arbeit nur angeschnitten. Auch die Wirkung des MLF als Bewegung auf die Gesellschaft und Politik der 70er-80er Jahre und die Interaktion mit anderen Bewegungen der Zivilgesellschaft verdienen noch Aufmerksamkeit.
Diese Masterarbeit steht in den Regalen unserer Bibliothek. Wir hoffen aber darüber hinaus, dass unser Schatz – MLF-Archiv und Erzählcafés – auf weiteres Forschungsinteresse z.B. bei der Universität Luxemburg stößt.
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