Artikel Frauen halten die Gesellschaft am Laufen

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(Artikel von Thérèse Gorza, erschienen in der April-Ausgabe der Zeitschrift Forum)

Frauen halten die Gesellschaft am Laufen

Als hätten sie es gewusst: Am 7ten März streikten und demonstrierten Frauen unter dem Motto : Who cares? We Care! (Wen kümmerts? Wir kümmern uns!). Ohne Care-Arbeit (bezahlt und unbezahlt), die mehrheitlich von Frauen verrichtet wird, würden wir Corona nicht überleben. Gerade jetzt ist ein konsequentes Gender-Mainstreaming und Gender-Budgeting bei der Ein- und Durchführung aller Krisenmaßnahmen unerlässlich, um bestehende Ungleichheiten nicht noch weiterhin zu verstärken.

Mehr Geld:

Abendliches Klatschen um 20 Uhr und einmalige Lohnzuschläge ersetzen nicht im Geringsten die längst überfällige Anpassung des Wirtschaft-, Steuer- und Sozialsystems.

Der Mindestlohn darf nicht unter der Armutsgrenze liegen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

Anpassung der Steuertabelle und des Höchststeuersatzes, um Maßnahmen zu ermöglichen, die den Schwächsten der Gesellschaft zugutekommen.

Konsequentes Vorgehen gegen Schwarzarbeit, um prekäre Arbeitsverhältnisse ohne soziale Absicherung zu bekämpfen.

Maßnahmen um die Erziehungsarbeit der Eltern zu erleichtern, z. Bsp. Ausbau der Elternzeit, der Babyjahre im Pensionsrecht, obligatorische Pensionsweiterversicherung bei Aufgabe der Arbeit aus familiären Gründen.

Tarifverträge im Reinigungssektor stehen an. Dort wird sich zeigen, wie die Wertschätzung der Arbeitgeber für ihr Personal aussieht. Das Personal will höhere Löhne, bessere Aufstiegschancen, z. Bsp. die Anwendung eines Gerichtsurteil, nachdem nach 10 Jahren Berufserfahrung der qualifizierte Mindestlohn bezahlt werden muss!

Mehr Zeit:

Eine zentrale Forderung der JIF-Plattform war die Herabsetzung der Arbeitszeit für alle, ohne Lohnverlust, um die gerechte Verteilung der unbezahlten Care-arbeit (Erziehung, Pflege zuhause, Hausarbeit usw.) zu ermöglichen und die Teilzeitarbeit zu reduzieren, die hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen wird (38% zu 5 %).

Es sollte garantiert sein, dass bei der Exitstrategie die Frauen nicht zurückgelassen werden und auf ihre Rolle in der Familie zurückgestuft werden. Wenn zuerst die Baustellen wieder laufen, ein Bereich in dem 99% Männer arbeiten, die Schulen aber geschlossen bleiben, werden die Frauen sich notgedrungen um die Kinder kümmern müssen und es wird schier unmöglich, wenn sie selbst berufstätig sind, diese Doppel- oder Dreifachbelastung zu stemmen.

Mehr Respekt:

Soziale und gesellschaftliche Anerkennung der „Care“arbeit.

Prävention und Bekämpfung von Rassismus, Sexismus, Heterosexismus und Diskriminierungen in Bezug auf Alter, Religion, Behinderung, Nationalität und Migrationsstatus.

Anerkennung der Berufe (z. Bsp. im Reinigungssektor) durch eine berufsspezifische Ausbildung und Aufstiegschancen im Betrieb.

Die Krise zeigt, wie wichtig ein gut funktionierendes, öffentliches Gesundheitswesen ist, das nicht auf Rentabilitätskriterien fußt:

Gegen Privatisierungstendenzen des Gesundheitssektors, gegen Erhöhung der Kadenzen und den Personalabbau.

Bessere Aufstiegschancen und Karrieremöglichkeiten für Krankenhaus- und Pflegepersonal.

Nach der Krise sollten die Frauen sich auf ihre Stärke besinnen, die sie am 7ten März gezeigt haben, wenn nötig wieder auf die Straße gehen und ihren Forderungen so Nachdruck verleihen.

Thérèse GORZA

Membre comité CID | Fraen an Gender

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