Geschlechterverhältnisse im Post-Wohlfahrtsstaat – Eva Nadai/ Michael Nollert (Hrsg.)

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(ck) Der vorliegende Sammelband zeigt auf, wie in der aktuellen Gesellschaft die Arbeit organisiert und verteilt ist und dass die Frauen weiterhin benachteiligt sind. In zehn Beiträgen von namhaften WissenschaftlerInnen werden die Wechselwirkungen zwischen Wohlfahrtsstaat, Arbeitsmarkt und Geschlechterverhältnissen thematisiert.  

Erschreckend dabei ist, dass Erwerbsarbeit für gering qualifizierte Frauen keine finanzielle Unabhängigkeit garantiert. Aber auch gut ausgebildete Frauen sind aufgrund von bestehender Lohnungleichheit und Arbeitsunterbrechungen zugunsten der Familie weiterhin benachteiligt. Insgesamt ist das stabile existenzsichernde Normalarbeitsverhältnis aber auch für Männer auf dem Rückzug und immer weniger Familien können mit einem Einkommen über die Runden kommen. Insgesamt sind Frauen jedoch stärker von atypischer und prekärer Beschäftigung betroffen. 

Auch wenn Männer sich verstärkt in Hausarbeit und Care (Pflegearbeit) einbringen, so liegt die Verantwortung in der Regel bei den Frauen. Zur Entlastung wird oft auf Migrantinnen aus ärmeren Ländern zurückgegriffen, die ihre eigenen Sorgepflichten an andere Frauen daheim abgeben. Die Arbeitssituation dieser Migrantinnen ist weitgehend ungeregelt und sie sind daher kaum vor Ausbeutung geschützt.  

Angesichts der unterschiedlichen Situationen der Frauen in unserer Gesellschaft, gibt es kein Einheitsmodell, das den Bedürfnissen aller gerecht wird. Einzelne Beiträge machen deutlich, dass eine gewisse Wahlfreiheit (z.B. eine multi-optionale Familienpolitik) auch der Gleichstellung der Geschlechter zu Gute kommt. 

In Anbetracht des Abbaus des Wohlfahrtsstaates, der Prekarisierung der Arbeitsbedingungen und sinkender Löhne stellt sich die Frage nach der Armutsvermeidung besonders bei Alleinerziehenden, wiederum in der Regel Frauen.  Kontrovers diskutiert wird z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Menschen, da nicht klar ist, wie es sich auf die rollenspezifische Arbeitsteilung auswirkt. Aus einer Genderperspektive ist es wichtig, dass beide Geschlechter sowohl einen eigenständigen Zugang zu materiellen Ressourcen als auch die Möglichkeit der Partizipation an allen Lebensbereichen haben. 

Insgesamt bieten die Beiträge tiefgreifende und anspruchsvolle Analysen, Diskussionsanregungen und Lösungsansätze; es ist eine gewinnbringende, aber keine leichte Lektüre. 

(Beltz Juventa 2015, 214 S.; Cote AR 54 NAD ) 

Außerdem neu zum Thema im CID:   

Mona Motakef: Prekarisierung  

Der Band führt in die Vielfalt der Diagnosen zur Prekarisierung ein und verbindet Ansätze der Arbeits- und Industriesoziologie, der Geschlechterforschung / Queer Studies und des (Post)Operaismus.  

und 

Ronald Blaschke, Ina Praetorius und Antje Schrupp (Hrsg.): Das bedingungslose Grundeinkommen. Feministische und postpatriarchale Perspektiven  

Der Band blickt aus feministischer Perspektive auf die Zukunft der Arbeitswelt und reflektiert, wie das Grundeinkommen eingebettet werden könnte in ein auf Care zentriertes ökonomisches Konzept. 

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