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Für Ihren Beitrag zum neuen Band über Frauen und Gender in Luxemburg 1940 bis heute (hg. v. CID Fraen an Gender, erscheint 2018), haben Sie junge Frauen und einen Mann über den Feminismus von heute in Luxemburg interviewt. Wieso haben Sie sich gerade für die jungen Menschen interessiert?
Christa Brömmel: Ende der 1990er Jahre wurde der Feminismus tot gesprochen (gesagt), dennoch kann man vor allem im deutschsprachigen Raum von einem Aufschwung reden. Die Literatur spricht vom Feminismus der 3. Welle. Ich wollte der Frage nachgehen, wie sich die Situation in Luxemburg darstellt. Die Frauen, die in den 70er Jahren das Gesicht des autonomen Feminismus in Luxemburg prägten und sich für Gleichstellung einsetzten, ziehen sich langsam zurück. Ich wollte also wissen, wie junge Leute zu Feminismus und feministischem Engagement stehen, welche Themen sie beschäftigen und wie sie den Feminismus heute definieren würden. Um meiner Frage nachzugehen, habe ich Gruppeninterviews mit jungen Frauen (und einem Mann)? um die 30 Jahre in Englisch oder Luxemburgisch geführt.
Welche Themen beschäftigen denn die jungen Feministinnen von heute?
CB: Es gibt zwei große Themen, die während der Interviews immer wieder aufgenommen wurden: die Stereotypen und die Erziehung. Tatsächlich störten sich alle InterviewpartnerInnen an den Stereotypen gegenüber den Frauen/Feministinnen und möchten diese aufarbeiten und in Frage stellen. So möchten sie zum Beispiel das Bild vom „feministischen“ Körper der 70er Jahre aufarbeiten und im Allgemeinen die Frage des weiblichen Körpers und der Sexualität stärker thematisieren. Weiterhin fanden die meisten Frauen, dass der Begriff „FeministIn“ auch heute noch als etwas Negatives und Beleidigendes angesehen wird und die positive Seite des Engagements von Frauen und Männern für Frauen nicht berücksichtigt wird. Außerdem empfanden die InterviewpartnerInnen, dass im erzieherischen Bereich noch mehr auf Geschlechtergerechtigkeit hingearbeitet werden muss. So behaupteten sie zuerst, sehr zur meiner Überraschung, dass sie in der Schule nicht viel über Feminismus vermittelt bekommen haben. Im Laufe der Interviews merkten sie, dass dennoch über dieses Thema gesprochen wurde, aber eher nebenbei und oftmals haben sie ein falsches Bild vermittelt bekommen. Sie wünschen sich daher, dass der Feminismus stärker in der Schule präsent ist und offener thematisiert wird.
Wie unterscheidet sich die sogenannte 3. Generation der FeministInnen von ihren Vorgängerinnen?
CB: Die Generation von heute hat ganz andere Möglichkeiten als ihre VorgängerInnen. So können sie zum Beispiel vermehrt auf die „Neuen Medien“ zurückgreifen, um ihr Anliegen zu verbreiten und haben damit auch die Möglichkeit eine breitere Audienz zu erreichen, vor allem junge Menschen. Des Weiteren gehen die jungen Menschen nicht mehr unbedingt soviel auf die Straße um zu protestieren, dennoch können sie ihrem Unmut in der sozialen Gemeinschaft im Internet freien Lauf lassen. Neben den sozialen Medien wurden auch neue feministische Zeitschriften gegründet, wie zum Beispiel das Missy Magazine, welches Pop, Politik und Feminismus verbindet. Durch dieses populärere Format werden gezielt junge Menschen angesprochen. Schlussendlich kann man noch sagen, dass die dritte Generation nicht mehr so dogmatisch ist und sich toleranter und offener zeigt gegenüber den Anderen, aber auch gegenüber verschiedenen Themen.(Themen im Zusammenhang mit dem Feminismus oder?) Interessanterweise spielen feministische oder Gendertheorie für viele der Interviewten keine große Rolle; sie betrachten die Umstände aus ihrer persönlichen Perspektive. (das war auch früher nicht anders; mit den Theorien hat sich immer nur eine kleine Minderheit beschäftigt)
Das Interview führte Fanny Thill
Mehr darüber, ob der Feminismus in Luxemburg eine Nachfolge kennt und in welcher Form, erfahren Sie im 2018 erscheinenden Band Frauen und Gender in Luxemburg.
Siehe auch //cid-fg.lu/aktuell/quatre-questions-a-germaine-goetzinger/
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