Pressemitteilung der Plattform JIF vom 7. April 2020
Vor einem Monat fand der erste nationale Frauenstreik statt. Im Zentrum stand dabei die Forderung nach einer fairen Verteilung der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit und dafür mehr Zeit, mehr Geld und mehr Respekt.
Seitdem ist viel passiert. Zwischen Pandemie, Krisenstaat und Ausgangssperre steht unser Alltag Kopf. Dennoch sind die im Zuge des Frauenstreiks aufgeworfenen Themen und Fragen aktueller denn je.
Diese Krise verdeutlicht, dass Care-Arbeit, die in der Regel unsichtbar ist und wenig Anerkennung erfährt, für das grundlegende Überleben und Funktionieren der Gesellschaft absolut notwendig und daher in höchstem Maße systemrelevant ist. Diese Arbeit wird zum großen Teil von Frauen geleistet.
Wer putzt die Krankenzimmer der Infizierten? Wer betreut die Alten und Kranken in der Isolation? Wer pflegt, wäscht, tröstet und füttert die Corona Patient*innen? Wer verabreicht die Medikamente und stellt die Beatmungsgeräte ein?
Wer füllt Supermarktregale und sitzt Stunden an der Kasse? Wer versorgt und betreut die Kinder in der Familie? Wer versorgt und betreut die Kinder in sozialen Einrichtungen?
Die Frage ist aber nicht nur „Wer“ sondern vor allem „Wie“? Haben diese Personen faire Arbeitsbedingungen? Haben diese Menschen eine würdige Lebensgrundlage? Und wenn nicht, wann ändern wir das?
Die Ausgangssperre verdeutlicht nicht nur wie viel Arbeit „das bisschen Haushalt“, wie putzen, kochen und waschen ist, sondern auch, wie anstrengend die emotionale Arbeit ist, um zu gewährleisten, dass das Zusammenleben in isolierter Gemeinschaft funktionieren kann.
Ist es möglich Vollzeit über Home Office zu arbeiten und sich gleichzeitig um die Bildungs- und Erziehungsarbeit mit den Kindern und Jugendlichen im Haushalt zu kümmern? Wie wird entschieden wer Sonderurlaub beantragt? Und haben eigentlich alle ein großes Haus mit Garten und Internetzugang?
Kann diese Krise zu einer besseren Aufteilung der Haus- und Erziehungsarbeit führen? Oder wirft sie uns zurück in die Geschlechterrollenverteilung der 50er Jahre? Und wie schaffen die Alleinerziehenden das eigentlich alles?
Davon abgesehen ist zu Hause für viele Menschen kein schöner und kein sicherer Ort. Ein Anstieg häuslicher Gewalt ist ein reales Risiko während der Ausgangssperre. Zudem ist es schwieriger für Gewaltbetroffene sich Hilfe zu holen wenn Gewaltausübende stets in der Nähe sind.
Und wie funktionieren Familien, die sich bisher hauptsächlich durch Sozialarbeiter*innen, Maisons Relais und Crèches über Wasser halten konnten?
In dieser Krise gibt es viele Vergessene. Fallen Menschen, die in Normalzeiten am Rande der Gesellschaft leben in Krisenzeiten einfach runter? Welche Maßnahmen ermöglichen Prostituierten das Überleben? Erhalten auch Haushälterinnen ohne Papiere Sonderurlaub? Wie bekommen plötzlich gekündigte Putzfrauen ohne Arbeitsvertrag Ausgleichszahlungen? Wie wird die Zunahme von Menschenhandel und Ausbeutung verhindert und wie werden die Opfer dieser Straftaten geschützt?
Wenn Solidarität doch wirklich der neue Lieblingswert ist, sollten wir dann nicht gewährleisten, dass niemand zurückgelassen wird?
Ohne Care-Arbeit würden wir Corona nicht überleben. Alleine dadurch ist der Gender- Aspekt krisenimmanent. Aber findet dieser Aspekt die notwendige Berücksichtigung? Gerade jetzt ist ein konsequentes Gender-Mainstreaming und Gender-Budgeting bei der Ein- und Durchführung aller Krisenmaßnahmen unerlässlich, um bestehende Ungleichheiten nicht noch weiterhin zu verstärken.
Frauen dürfen nicht die Verliererinnen dieser Krise sein, wo sie es doch sind, die einen Großteil der Care Arbeit, die den Weg aus der Krise ebnet, stemmen.
Abendliches Klatschen um 20 Uhr und einmalige Lohnzuschläge im dreistelligen Bereich ersetzen nicht im Geringsten die längst überfällige Anpassung des Wirtschaft-, Steuer- und Sozialsystems.
Who cares? We care!
LUXEMBOURG LGBTIQ+ PANEL Focus Group #8 “Queer women in/from the LGBTIQ+ community” (in English) 16th of October 2024 from 6pm-8pm at CID| Fraen an... Weiter Lesen
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