Genderpädagogik ist ein zentrales Instrument zur Erreichung der Gleichberechtigung aller Geschlechter. Wir bieten Bücher und didaktische Materialien an, organisieren Veranstaltungen und Workshops und betreuen diverse pädagogische Projekte. Ab Herbst 2024 erweitern wir unser Angebot: In Zusammenarbeit mit und durch die Finanzierung von der Stadt Luxemburg bieten wir Workshops im Bereich der Genderpädagogik in den Grundschulen der Hauptstadt an. Die Sensibilisierung für Geschlechtergerechtigkeit ist nicht nur eine politische, sondern auch eine pädagogische Aufgabe, die in der aktuellen gesellschaftlichen Situation von hoher Relevanz ist.
Diese Relevanz zeigte sich in den Debatten um die Petition Nr. 3198, bei der sich die Unterzeichnenden gegen die Thematisierung von LGBTQIA+ und Genderfragen im schulischen Kontext für Minderjährige positionierten. Solche Vorstöße verdeutlichen die Notwendigkeit und Dringlichkeit feministischer Bildungsarbeit: Wenn konservative Kräfte versuchen, Vielfalt und Diversität aus dem Bildungssystem herauszuhalten, wird umso deutlicher, wie entscheidend es ist, (nicht nur) Kinder und Jugendliche in ihrem Verständnis von Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Normen zu stärken, um Diskriminierungen entgegenzuwirken und den Weg zu einer gerechteren Gesellschaft zu ebnen.
Der feministische Kampf um eine gerechte Gesellschaft bleibt demnach eine Querschnittsaufgabe, die an vielen Orten gleichzeitig erfüllt werden muss. Das Klassenzimmer bleibt dabei einer der wichtigsten „Möglichkeitsräume“ (space of possibility) für soziale und emanzipatorische Transformationen. (Bell Hooks 1994, Teaching to Transgress, Education as the Practice of Freedom, Routledge.)
Neues Workshopangebot in Grundschulen ab Herbst 2024 (Stadt Luxemburg)
Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Luxemburg und der Erweiterung des Teams um eine pädagogische Mitarbeiterin, setzt das CID in diesem Sinne verstärkt auf feministische und genderpädagogische Bildungsarbeit in Grundschulen der Stadt Luxemburg im neuen Schuljahr. Das Angebot wird im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen kontinuierlich ausgebaut. Die Inhalte der Workshops orientieren sich am Lehrplan des Fachs „Leben und Gesellschaft“ (vie et société) und werden in Absprache mit der Beauftragten für Chancengleichheit der Stadt Luxemburg, den Dienststellen für Schulbildung und Schulmedizin sowie dem Bildungsministerium erarbeitet.
Der erste Workshop der Reihe behandelt das Thema „Schönheitsdruck und Soziale Medien“ mit Blick auf Normierungen rund um das Aussehen innerhalb patriarchaler und kapitalistischer Gesellschaftsstrukturen.
In dem Workshop werden die Herausforderungen des Körperkults auf kindgerechte und interaktive Weise thematisiert. Kinder und Jugendliche wachsen in einer digitalen Welt auf, in der sie täglich mit optimierten Bildern und Videos konfrontiert werden, die durch Filter und Bildbearbeitungstechniken bestimmte Schönheitsideale propagieren. Die ständige Flut perfektionierter Bilder kann das Selbstbild erheblich beeinträchtigen und zu Unsicherheiten, Essstörungen oder sogar Depressionen führen. Plattformen wie Instagram und TikTok verstärken den Druck durch den Fokus auf Selbst- und Fremdvisualisierung.
Durch Selbsterfahrungs- und Gruppenübungen, Diskussionen und kreative Aufgaben werden Antworten auf zentrale Fragen erarbeitet: Was bedeutet Schönheit? Wer definiert sie? Wer leidet unter dem Schönheitsdruck, und wer profitiert davon? Wie kann eine größtmögliche Freiheit innerhalb existierender Schönheitszwänge aussehen? Ziel des Workshops ist es, den Schüler*innen Werkzeuge an die Hand zu geben, um selbstbewusst und kritisch mit dem Körperkult umzugehen und ihre Medienkompetenz zu fördern. Praktische Übungen und Techniken helfen dabei, sich selbstbestimmt gegen den Schönheitsdruck zu behaupten. Gleichzeitig wird solidarisches Handeln gefördert, indem die Kinder lernen, kollektive Ohnmacht zu überwinden, Konkurrenzdruck zu ent-lernen und gemeinsame Handlungsstrategien zu entwickeln.
Der Workshop dauert zwei Schulstunden sowie jeweils eine halbe Stunde Vor- und Nachbereitung mit dem Lehrpersonal und richtet sich an die Zyklen 3 und 4 der Grundschulen in Luxemburg-Stadt. Für Anmeldungen diesen Bereich im Auge behalten.