Eine Liebe im Kaukasus – Alissa Ganijewa

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(ck) Der Titel suggeriert eine angenehme Ferienlektüre, so richtig geeignet zum Entspannen. Es gelingt der jungen, preisgekrönten Autorin, die Geschichte mit einer gewissen Leichtigkeit zu erzählen, der Inhalt ist jedoch tiefgründig.

Man wird gleich in eine fremde Umgebung versetzt – wer weiß schon so genau Bescheid über die ehemalige Sowjetrepublik Dagestan? – wo zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen. Die ältere Generation ist noch weitgehend geprägt von Aberglaube, religiöser und ideologischer Engstirnigkeit und will die Kinder nach alter Tradition verheiraten. Söhne und Töchter, besonders jene, die gut ausgebildet und an globalisierte Lebensformen gewöhnt sind, rebellieren dagegen und ziehen weg. Dies gilt auch für Marat, der als Anwalt in Moskau arbeitet, und Patja, die ein Praktikum dort absolviert hat. Beide werden jeweils von ihren Eltern nach Dagestan zurückbeordert, um daheim, von den Eltern, ausgewählten HeiratskandidatInnen vorgestellt zu werden. Durch Zufall lernen beide sich kennen und verlieben sich ineinander. Die Geschichte ist spannend und wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Liebenden erzählt. Im Vordergrund stehen die Hochzeitsvorbereitungen, dazwischen finden sich immer wieder Hinweise auf die gesamtrussische Situation wie auch auf die Lebensumstände in Dagestan; sowohl familiäre Traditionen aber auch Korruption und Terrorgefahr werden thematisiert.

Faszinierend ist vor allem die Sprache, mit der die Autorin uns in diese fremde und komplexe Welt versetzt. Dies gilt auch für ihre Einstellung, die geprägt ist vom Verständnis für die bestehenden Verhältnisse, gepaart mit einer beeindruckenden Freiheit des Denkens. Unbedingt empfehlenswert.

(Suhrkamp 2016, 239 S.)

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