Feministische Außenpolitik

Jahresthema 2024: Konflikte, Gender und Frieden

 

Wir starten 2024 mit einem neuen Themenschwerpunkt, indem wir uns die Konflikt- und Friedensvermittlung aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive anschauen wollen. In Zeiten, in denen bewaffnete Konflikte und Kriege in der medialen Berichterstattung auf der Tagesordnung stehen, wollen wir auf die Geschlechter-Dimension aufmerksam machen und veranschaulichen, warum es wichtig ist, diese Perspektive zu berücksichtigen. Welche Rolle spielen Frauen in der Friedenssicherung? Was hat Vergewaltigung als Kriegswaffe mit dem Patriarchat zu tun? Welche politischen Maßnahmen sind notwendig, um die strukturelle und nachhaltige Sicherheit aller Menschen garantieren zu können? Im Rahmen politischer und kultureller Veranstaltungen wollen wir gemeinsam mit Expert*innen und gemeinsam mit Ihnen über diese Fragen diskutieren und nach Antworten suchen.

Im Jahr 2000 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1325 mit der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“. Diese legt den Fokus auf geschlechtsspezifische Aspekte und Folgen von Kriegen und bewaffneten Konflikten. Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich zur Konfliktprävention, einschließlich des Schutzes von Frauen und Mädchen vor sexualisierter Kriegsgewalt sowie ihrer gleichberechtigten Teilhabe an Friedenssicherung. Am 13. Juli 2018 hat die luxemburgische Regierung ihren ersten nationalen Aktionsplan „Frauen, Frieden und Sicherheit“ zur Umsetzung der Resolution 1325 (2000) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verabschiedet.

Diese Resolution beruht auf der Erkenntnis, dass Frauen eine unverzichtbare Rolle in der Förderung des Friedens und der Sicherheit spielen. Ihre Perspektiven, Erfahrungen und Beteiligung sind unabdinglich, um nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen zu finden. Im Rahmen unserer Arbeit wollen wir das öffentliche Bewusstsein für diesen Aspekt sensibilisieren, um die Gleichberechtigung und den Schutz von Frauen in allen Aspekten des Lebens auf die politische und gesellschaftliche Tagesordnung zu bringen.

Gemeinsam werden wir die Verbindung zwischen Geschlechtergleichstellung, Frieden und Sicherheit erkunden, um eine inklusivere und gerechtere Zukunft für alle zu gestalten. Wir wollen dieses Jahr nutzen, um Brücken zu bauen, Verständnis zu vertiefen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Rechte und die Sicherheit von Frauen weltweit zu stärken.

 

 

Exkurs: Maskulinismus?

Maskulinismus ist eine Ideologie oder ein Glaubenssystem, das die Eigenschaften und Tätigkeiten, die eine bestimmte Gesellschaft mit Männlichkeit assoziiert, gegenüber denen, die sie als weiblich betrachtet, hervorhebt. Mit anderen Worten: Männliche Dinge werden mehr geschätzt und respektiert als weibliche Dinge. Ein Hauptmerkmal des Maskulinismus ist demnach, dass er leugnet, dass das Geschlecht – und andere Systeme der sozialen Hierarchie – sozial konstruiert und nicht biologisch bedingt sind. Er ist zum Beispiel verantwortlich für den Glauben, dass Männer von Natur aus rationaler sind, während Frauen sich von ihren Gefühlen leiten lassen. Auf diese Weise werden geschlechtsspezifische Machtverhältnisse ebenso naturalisiert und entpolitisiert wie solche, die unter anderem auf Rassismus und Klassismus beruhen.

In der Politik werden oft männliche Eigenschaften wie Aggression und wirtschaftliches Wachstum geschätzt, während weibliche Eigenschaften wie Verhandlung und Kooperation in den Hintergrund rücken. Durch die Verknüpfung von Idealen des Kriegsheroismus mit neueren Werten wie Rationalität und Technologie wird die kapitalistische Entwicklung bevorzugt, während Bedenken hinsichtlich der Ausbeutung außer Acht gelassen werden.

Wenn politische Kompetenz mit Männlichkeit gleichgestellt wird, ist es für Frauen deutlich schwerer, gewählt zu werden. Um also eine echte Gleichberechtigung zu erreichen, müssen die bestehenden, vom Maskulinismus geprägten Macht-strukturen in Frage gestellt und dekonstruiert werden und wir müssen sicherstellen, dass die Politik wirklich die Interessen aller Menschen vertritt, anstatt Systeme der Privilegierung und Ausgrenzung aufrechtzuerhalten.

 

Sie sind an einem konstruktiven Austausch interessiert? Dann merken Sie sich folgende Daten!

  • Wie bereits in vergangenen Jahren, freuen wir uns auch 2024 über unsere Kollaboration mit dem Luxfilmfest. Zum Auftakt des Festivals laden wir am 1. März in das Ciné Utopia ein, um den Film Invisible Nation von der Regisseurin Vanessa Hope über die Geschichte von Tsai Ing-wen, der ersten weiblichen Präsidentin Taiwans, anzuschauen. Vor dem Hintergrund der geopolitischen Situation Taiwans eröffnet der Film die Diskussion über nachhaltige Friedenssicherung und erkundet die Rolle der Beteiligung von Frauen in Friedensverhandlungen und der Prävention von Konflikten. Ganz im Sinne unseres Jahresthemas ermöglicht uns dieser Film diplomatisches Handeln aus einer gendersensiblen Perspektive zu beleuchten.
    Kaufen Sie Ihre Tickets hier: https://www.luxfilmfest.lu/en/movies/invisible-nation/
  • Wir freuen uns ganz besonders Monika Hauser, die Gründerin von medica mondiale, am
    6. November 2024 in Luxemburg begrüßen zu dürfen! Der Verein setzt sich gegen sexualisierte Gewalt in Kriegsgebieten und bewaffneten Konflikten ein und unterstützt Betroffene in der Verarbeitung von Gewalterfahrungen und Traumata. Mit ihrem Engagement für Frauenrechte und Gleichberechtigung wirken sie positiv auf die Veränderung patriarchaler Gesellschaftsstrukturen. In ihrer Arbeit legen sie besonderen Wert auf die Erläuterung der Ursachen und Folgen von sexualisierter Kriegsgewalt und erklären inwiefern der Ursprung dieser Gewaltformen in der strukturellen Diskriminierung von Frauen und Mädchen liegt. Merken Sie sich bereits das Datum! Weitere Informationen zum Ort und Verlauf der Veranstaltung werden in Kürze folgen.

Um die Zeit der Vorfreude zu überbrücken, empfehlen wir diese Podcast-Folge des Zeit-Magazins, in der Monika Hauser unter anderem über ihre Arbeit und ihr Verständnis von Feminismus diskutiert:

https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-12/monika-hauser-interviewpodcast-alles-gesagt

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