GMMP 2010

LUXEMBURG MACHT ERSTMALS BEIM MEDIENMONITORING DES GMMP MIT

Welches Bild von Frauen bzw. Männern vermitteln Nachrichten in Luxemburg? Dies ist die zentrale Frage des Global Media Monitoring Projects (GMMP), das Ende September den Abschlussbericht seines internationalen Monitoringprojekts von 2009/2010 vorgestellt hat. In 108 Ländern haben nationale Plattformen die Nachrichten eines Tages unter die Genderlupe genommen und in einem akribischen Verfahren analysiert, ob, wie oft und mit welchen Attributen Frauen in den Nachrichten von Zeitungen, Radiostationen, Fernsehsendern und Internetseiten dargestellt werden. Des weiteren wurde ermittelt, welche Rolle Journalistinnen an dieser Berichterstattung hatten. Das Ergebnis steht nun online bereit und enthält einige interessante Ergebnisse, nämlich die, dass sich das Frauenbild in den Nachrichten über die Jahre verbessert: mehr Frauen werden sichtbar, als Nachrichtenträgerin, als Expertin im Hintergrund, als Journalistin und die Themenfelder werden breiter. Aber ein Grund zum Jubeln besteht noch nicht, denn gleichzeitig werden Vorurteile und Klischees weiterhin bedient, insbesondere was die Titelseiten und die online-Medien angeht. Der sexualisierte Frauenkörper dient zu oft als Blick- bzw. Kundenfang für Print- und online-Medien.

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Aber gilt das auch für die Medien, die in Luxemburg erstellt werden? Um nicht allein der Vermutung das Wort zu geben, wird demnächst ein an die Methodik des GMMP angelehntes Medienmonitoring auch in Luxemburg durchgeführt. Die Idee dazu kam aus dem Cid-femmes, das noch bis August 2011 den Vorsitz im Nationalen Frauenrats (CNFL) ausübt. Eingebunden sind interessierte Frauen (und einige wenige Männer), die teils aus dem Journalismus kommen, teils beruflich an Gleichstellungsthemen arbeiten. Den Auftakt macht eine Weiterbildungsveranstaltung mit Brigitta Schulte vom Deutschen Journalistinnenbund. Der DJV hat bereits mehrfach das alle fünf Jahre durchgeführten GMMP für Deutschland koordiniert und ausgewertet. Außerdem bietet der DJV spezifische Genderfortbildungen für Medienschaffende an, damit es nicht bei der Mangelfeststellung bleibt. Mit Hilfe dieser Schulung werden die Luxemburger_innen in die Fragestellung eingeführt und sich auf die einige Wochen später angesetzte Erhebung vorbereiten. Dabei werden dann die an dem gewählten Tag erscheinenen Nachrichten in Zeitungen und online-Medien sowie in Radio- und Fernsehsendungen akribisch untersucht. Die Ergebnisse werden in Tabellen kodiert, damit sie anschließend ausgewertet werden können. Das Resultat des Monitoring wird somit nicht vor 2011 vorliegen.

pol_Medien_2Ziel dieser Medienkampagne ist jedoch nicht, Zahlenmaterial und Statistiken über das Frauenbild in den Medien zu erheben, auch wenn es mangels fehlender Statistiken zu diesem Thema in Luxemburg sehr wichtig ist, verlässliche Zahlen statt Vermutungen zur Hand nehmen zu können. Ziel ist es vielmehr, bestehende Missstände abzubauen oder zu beheben, Sensibilität für das Thema bei den Veranwortlichen der Medien zu schaffen und ihnen und den Journalist_innen konkrete Vorschläge zu machen, um Nachrichten gendergerechter zu machen. Dazu gehören neben spezifischen Weiterbildungsangeboten auch Vernetzungen  unter genderinteressierten Journalist_innen, der Aufbau einer Expertinnendatenbank – damit Medienschaffende fachkompetente Frauen einfacher finden – und der Vorschlag, das sich Medien mittels einer Charta freiwillig Genderziele setzen. Dies hat beispielsweise die BBC getan, wo u.a. Gender diversity ausdrücklich festgehalten wird. Natürlich können wir diese Ziele nicht gegen, sondern nur mit den Medien und ihren Verantwortlichen realisieren. Wir meinen, dass die Medien nicht nur an ihre gesellschaftliche Verantwortung und ihren eigenen deontologischen Kodex gehalten sind, sondern auch die Wünsche von Mediennutzerinnen und –nutzern respektieren müssen. In Bezug auf die oftmals sexistische Darstellung von Frauen (und Männern) in der Werbung wissen wir, dass sich Frauen stärker dadurch gestört fühlen als Männer. Gleichzeitig sind Frauen und Männer der Meinung, dass sexistische Werbung einen negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche haben kann.

Unser Anliegen stellt sicher eine Herausforderung dar, denn die Mediennutzung unterliegt einem starken Wandel: Rückgang der klassischen Nachrichtenmedien, Infotainment statt “hard news”, Einzug von Gratiszeitungen, Konkurrenz durch das Internet etc. Wir sind uns bewusst, dass die Medienverantwortlichen in Luxemburg uns mit diesen Themen konfrontieren werden, doch kann dies niemanden aus der Verantwortung entlassen.

Hier der Abschlussbericht: Bericht Medienbeobachtung_2010_in_Luxemburg

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