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Von Peter Sommeregger auf dem klassik begeistert-Blog:
von Peter Sommeregger
Das umfangreiche Booklet zu dieser Doppel-CD erzählt die spannende Geschichte der Wieder- oder sogar Erstentdeckung der luxemburgischen Komponistin Helen Buchholtz. Nach deren Tod 1953 wären die Autographen ihrer Kompositionen beinahe vernichtet worden, hätte ein Neffe nicht im letzten Augenblick eingegriffen. Ihm ist zu danken, dass das vergleichsweise überschaubare kompositorische Werk der Tochter aus wohlhabendem Haus der Nachwelt erhalten blieb.
Auf den vorliegenden zwei CDs lernen wir einen großen Teil der für hohe Singstimme und Klavier geschriebenen Lieder kennen. Buchholtz orientiert sich eindeutig an der deutschen Spätromantik, das romantische Empfinden scheint ihrem Wesen entsprochen zu haben. In den Texten der deutschen Dichterin Anna Ritter findet sie die Inhalte, die ihr am Herzen liegen. Insgesamt fünfzehn ihrer Klavierlieder entstehen auf Texte Ritters.
Tod und Vergänglichkeit, Sehnsucht, Verlust, Einsamkeit: Das alles aus einer weiblichen Perspektive wird in diesen Liedern verarbeitet. Meist sind es kurze, lyrische Miniaturen mit zarten musikalischen Motiven. In den wenigen Liedern, die eine dramatische Handlung wiedergeben wie „Blauvögelein“ oder „Die Zigeuner“, zeigt sich eine Schwäche der Kompositionen – dramatische Steigerungen sind die Sache der Komponistin Buchholtz nicht.
Im Rahmen dieser 2 CDs umfassenden Edition werden den Liedern der Komponistin solche von zeitgenössischen Komponistinnen hinzugefügt, die von den Liedern Buchholtz‘ inspiriert sind und ihnen gegenübergestellt werden. Zu Wort kommen die Komponistinnen Tatsiana Zelianko, Catherine Kontz, Albena Petrovic-Vratchanska sowie Stevie Wishart; aus ihren Werken einen Bezug zu den Kompositionen von Buchholtz abzuleiten, fällt nicht überall leicht.
Einzige Solistin dieser liebevoll gestalteten Edition ist die Sopranistin Gerlinde Sämann, begleitet von dem Pianisten Claude Weber. Der Sopran Sämanns hat keinerlei Probleme mit der hohen Tessitura der Kompositionen, klingt in allen Lagen angenehm, das Timbre verfügt über ansprechende Farben. Was auch Sämann nicht gelingt, ist es, den dramatischeren Texten eine klare Struktur zu verleihen. Aber das liegt mehr am Werk, als an der Interpretation.
Insgesamt verdient diese Liebesgabe an eine kaum bekannte, aber doch interessante Komponistin höchstes Lob. Gerne lässt man sich in die Welt der Helen Buchholtz entführen!
Peter Sommeregger, 31. Mai 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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